Gelebte Geschlechtergerechtigkeit zeigt sich nicht nur darin, dass das Gender-Sternchen* bei Personenbezeichnungen verwendet wird. Dieses hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Rottenburg-Stuttgart bereits in seiner Herbstversammlung vor einem Jahr eingeführt. Nun geht er mit seinem Positionspapier „Liebt einander“ zu sexueller Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit, das auf der diesjährigen Herbstkonferenz am 17./18. Oktober verabschiedet wurde, einen Schritt weiter: Neun Forderungen an die eigenen Verbandsmenschen wie auch an kirchenpolitische Entscheidungsträger*innen der Diözese listet das 16seitige Papier auf. - JETZT ZUM DOWNLOAD
„Anerkennung gesellschaftlicher Realität bezüglich der geschlechtlichen Vielfalt“, das „Eintreten gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung“ und das „Fördern von Sprachfähigkeit kirchlicher Mitarbeiter*innen in Sexualitätsfragen“ sind die drei großen Themenblöcke des Papiers. Darunter befinden sich konkret der Zugang zu Weihe- und Leitungsämtern unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Lebensform ebenso wie der Wunsch nach einem geeigneten Segensritus - und langfristig nach einem Ehesakrament - für gleichgeschlechtliche Paare.
„Niemand soll sich in unseren Jugendverbänden und in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft, aufgrund seines Geschlechts oder seiner*ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt oder diskriminiert fühlen“, erklärt Nadine Maier, Diözesanjugendseelsorgerin BDKJ/BJA das Anliegen des Positionspapiers. Und ergänzt: „Wir haben die Liebe zum entscheidenden Maßstab für die verschiedenen Lebensformen gemacht. Denn wir glauben, dass Gott ein Gott der Beziehung ist und dass junge Menschen in der Suche nach ihrer Sexualität die unverbrüchliche Zusage brauchen: >>Gott liebt Dich, so wie du bist. Und deine Liebe ist gut, wie sie ist<<.“
Die rund 65 Delegierten aus den Dekanats- und Mitgliedsverbänden des BDKJ waren sich darin einig, dass es dringend einer aktualisierten kirchlichen Sexualmoral braucht, um als Ansprechpartner*innen für junge Menschen wahrgenommen zu werden. Gerade in einer Zeit, in der sich ihre Lebenswelt immer mehr von der institutionell-kirchlichen Lehrmeinung entfernt. Sie verabschiedeten das Positionspapier „Liebt einander“ auch mit Blick auf die kommende Diözesanversammlung im Frühjahr 2021, auf der ein Modell zur paritätischen Besetzung von Arbeitskreisen abgestimmt werden soll. Denn Kirche hat sich durch die Zeiten immer gewandelt und muss es auch weiterhin tun, um mit den Menschen gemeinsam unterwegs zu sein. „In diesem Sinne fordern wir die kirchlichen Amts- und Entscheidungsträger*innen auf, sich für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexuallehre einzusetzen und konkrete Schritte dafür zu unternehmen, so wie wir das nun für unsere eigene Jugendarbeit umsetzen", meint Nadine Maier zukunftsorientiert.
>>> Das Positionspapier "Liebt einander" steht hier zum Download